Eine andere Perspektive? – Im Gespräch mit Michel Arriens

von Alexander Karl

Wie man sich in den Medien präsentiert, weiß Michel Arriens mittlerweile genau: Gemeinsam mit Ulla Kock am Brink hat er auf SAT.1 ein Format über Kleinwüchsige moderiert. Dabei stand er auch selbst als Protagonist vor der Kamera. Viel Medienerfahrung für einen 22-jährigen Studenten.

Mit seinem Kommilitonen Alexander Karl sprach Michel Arriens über seinen Weg auf den Bildschirm, Doku-Soaps und sein Studium.

Michel, du hast ‚Die große Welt der kleinen Menschen‘ gemeinsam mit Ulla Kock am Brink moderiert und warst auch einer der Protagonisten. Wie findest du das Wortspiel im Titel der Sendung?

Ich finde es nicht schlimm. Es ist einfach ein Fakt, dass gewisse Dinge bei Kleinwüchsigen anders sind und damit gehe ich auch offen um. Beispielsweise ist die Perspektive mit meinen 1,25 Metern völlig anders, als bei jemand mit 1,80 Metern.

Wie kam es dazu, dass du plötzlich bei einer Doku-Soap mitmachst?

Zunächst bekam ich nur eine Mail der Casting-Agentur des Senders. Darauf habe ich geantwortet, Bilder und Infos über mich hingeschickt – und wurde dann zum Videocasting eingeladen, bei dem ich vor der Kamera auf Herz und Nieren geprüft wurde. Offensichtlich hat das gut geklappt (lacht). Davor habe ich aber auch schon bei einer ‚Focus TV Reportage‘ mitgewirkt.

Du standest nicht nur als Moderator vor der Kamera, sondern auch als Protagonist. Doku-Soaps wie ‚Bauer sucht Frau‘ oder ‚Frauentausch‘ stehen immer wieder in der Kritik, Menschen vorzuführen. Hattest du Angst davor?

Angst ist das falsche Wort. Aber ich habe von Beginn an gesagt, dass ich nicht mit einer Zipfelmütze durch das Bild laufen oder andere Klischees bedienen werde. Ich wusste im Vorfeld, dass es eine Doku-Soap wird, in der es Höhe- und Tiefpunkte gibt. Mir war es wichtig, dass man nicht einerseits als der hilflose Behinderte gezeigt und mit Samthandschuhen angefasst wird. Und andererseits auch nicht an den Pranger gestellt wird. Und ich finde, dass es dem Sender insgesamt gelungen ist, ein authentisches Bild von Kleinwüchsigen zu zeigen.

Es gibt aber auch kritische Stimmen zur Sendung, etwa von Karl-Heinz Klingebiel vom ‚Bundesverband Kleinwüchsige Menschen‘, der gegenüber dem Medienmagazin ‚ZAPP‘ von einer „flachen, dümmlichen Sendung“ sprach. Wie reagierst du auf solche Kritik?

Die Kritik richtete sich ja nicht an mich. Natürlich muss bei solchen Formaten immer wieder gekürzt und geschnitten werden, es kann ja nicht das gesamte Drehmaterial gezeigt werden. Zum Beispiel auch die Szenen, die beim ‚Großen Treffen‘ des ‚Bundesverbands Kleinwüchsige Menschen‘ gedreht wurden. Da wurden leider einige Szenen herausgelassen, sodass eher der Eindruck erweckt wurde, dass es sich nur um eine Spaßveranstaltung handelt. Ärztevorträge und so weiter wurden eben nicht gezeigt. Das hätte man anders machen können, da teile ich die Kritik.

Deine Kollegin ChrisTine Urspruch spielt das ‚Sams‘ und auch im Münsteraner ‚Tatort‘. In diesem Jahr wurde viel über die Paralympics in London berichtet. Denkst du, dass Menschen mit Behinderungen ihren Platz in den Medien gefunden haben?

Ich glaube, sie sind dabei, ihren Platz zu finden. Die Paralympics in diesem Jahr sind ein gutes Beispiel, denn sie zeigen, dass Menschen mit Behinderung ohne Probleme bestimmte Sportarten ausführen können – und das haben die Medien auch so dargestellt.

Du gehst offen mit dem Kleinwuchs um, triffst aber auch sicherlich auf Menschen, die nicht genau wissen, wie sie sich dir gegenüber verhalten sollen. Wie sollen die Leute auf dich zugehen?

Es kommt darauf an, wie gut man die Menschen kennt: Wenn es Freunde sind, habe ich kein Problem mit einem kleinen Spaß – ich weiß ja, wie es gemeint ist. Bei Fremden ist das natürlich etwas anderes, da erwarte ich auch eine sprachliche Korrektheit.

Du hast zunächst Inklusive Pädagogik studiert, nun studierst du Medien- und Kommunikationswissenschaft in Hamburg. Wie kam es zu dem Wechsel?

Bei den Praktika zum Lehramtsstudium habe ich schnell gemerkt, dass der Beruf körperlich für mich zu anstrengend wäre. Alleine schon Kinder auseinander zu halten ist für mich einfach drei bis vier Mal anstrengender als für einen Menschen mit durchschnittlicher Größe. Außerdem haben sich für mich in der Medienbranche gerade Türen geöffnet. Aber auch wissenschaftlich interessiere ich mich für die Darstellung von Handicaps in den Medien.

Wie geht es nun für dich auf dem Bildschirm weiter?

Wenn ‚Die große Welt der kleinen Menschen‘ in die 2. Staffel gehen sollte, wäre ich gerne wieder dabei. Ansonsten sollte man gespannt bleiben (lacht).  Aber mal schauen, ob mein großer Traum, einmal neben Markus Lanz zu sitzen, wahr wird. Entweder auf dem bequemen Sessel oder dem großen Sofa.

 

Foto: Alexander Karl

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