Die perfekten Schmöker für den Sommer

Ein ganzes halbes Jahr – Jojo Moyes

Von Jasmin M. Gerst

Für mich ist Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes ein Must-have für jeden Urlaub. Es ist die Geschichte von Lou und Will: Lou ist eine junge Frau mit schrägem Modegeschmack, Will ein Genießer des Lebens. Ein Leben ohne Action und Abenteuer kann er sich nicht vorstellen – bis zu dem tragischen Unfall, der sein Leben für immer verändert hat. Lou kommt durch Zufall zu einem neuen Job und lernt dabei den depressiven Will kennen.

Auch wenn es zunächst so klingt, ist es aber keineswegs nur eine banale Liebesgeschichte, die dieser Roman erzählt, sondern er dreht sich um die Schattenseiten des Lebens und regt zum Nachdenken an. Genau deshalb hat er für mich alles, was man im Urlaub braucht: er zaubert ein Lächeln auf die Lippen, bringt zum Lachen, aber auch zum Weinen.

Passagier 23 – Sebastian Fitzek

Von Antje Günther

Ein Kreuzfahrtschiff, ein Mann, der seine Familie verloren hat und… ein Teddy. So beginnt die Geschichte um Martin Schwartz, dessen Ehefrau und Sohn vor Jahren auf einem Kreuzfahrtschiff verschwanden. Nun taucht auf demselben Schiff der Teddy seines Sohnes wieder auf. Und Martins verzweifelte Suche beginnt.

Auch wenn es bei den meisten Studenten vom Budget her doch eher auf ein Tretboot als auf ein Kreuzfahrtschiff geht – der Schauplatz übt einen ungeheuren Reiz aus. Das Schiff „Sultan of the Seas“ ist wie eine eigene Stadt mit Krankenhaus, Unterhaltungsmöglichkeiten, aber ohne Polizei. Es gibt vornehme Damen in Kasinos und Taschendiebe, welche die Kabinen ausräumen und lange, verwinkelte Gänge und Bereiche, die nie ein Gast betreten hat. Und schließlich sind die Reling und das Meer nicht weit und wer über Bord geht, ist verloren.

Vor dieser Folie entwickelt Fitzek seinen Psychothriller, der wie immer nichts für schwache Nerven ist. Auch wenn die Auflösung teilweise schon früh klar wird, ist ihr Ausmaß doch überraschend und nicht wirklich vorhersehbar. Es ist nicht Fitzeks bestes Buch, aber gerade wenn man es auf einem Schiff liest (bei mir war es die Fähre von Stockholm nach Helsinki ) bereitet es großen Lesespaß. Wer also im Urlaub neben Entspannung auch mal etwas Spannung machen möchte und idealerweise noch ein Boot besitzt (Stocherkahn zählt auch), der wird mit Passagier 23 seine Freude haben.

Der Schatten des Windes – Carlos Ruiz Zafón

Von Valerie Heck

Es ist zwar schon ein paar Jahre her, dass ich Der Schatten des Windes von Carlos Ruiz Zafón gelesen habe, aber in meinem damaligen Sommerurlaub war es die perfekte Strandlektüre.

Der Roman spielt in Barcelona und handelt von dem jungen Mann Daniel Sempere, der sich als Junge auf dem „Friedhof der vergessenen Bücher“ ein Buch aussuchen soll, für das er die Verantwortung übernimmt. Seine Wahl fällt auf das Buch „Der Schatten des Windes“ von einem Julian Carax. Diese Geschichte wird das restliche Leben von Daniel, seine Beziehungen und seine Entscheidungen maßgebend prägen – eine in sich verworrene, spannende Geschichte, die man nicht einfach mal zwischen Uni und Arbeit lesen kann, sondern für die es sich lohnt, die freie Zeit in den Ferien zu nutzen.

Afrika – Heinz Strunk

Von Marius Lang

Der erholsamste Urlaub ist immer noch der, in dem möglichst wenig passiert. Das heißt im Klartext: keine Safaris, keine Städtereisen, keine Dschungeltouren und kein Tauchschein. Nach diesem Ethos macht Heinz Strunk, Autor, Komiker und Gründungsmitglied des legendären Studio Braun, seit Jahren um die Weihnachtszeit Urlaub mit einem Freund. Irgendwann treibt es die beiden nach Kenia. Wohin genau? Völlig egal, Hauptsache, das Hotel ist gepflegt, hat Meerblick und ist irgendwo in direkter Nähe zu einem Spielcasino gelegen. In der ersten Woche bleibt alles beim Plan, doch als in der zweiten Woche plötzlich Gewehrschüsse durch die Luft hallen, als Folge der Präsidentschaftswahlen von 2007, sind die beiden Freunde allen Warnungen zum Trotz, nicht davon abzuhalten, nach Mombasa City zu reisen, um alles aus nächster Nähe zu erleben. Afrika ist, wie gewohnt von Heinz Strunk, natürlich in erster Linie zum Brüllen komisch. Seine schrägen Philosophien unterhalten durchweg und selbst banalste Ereignisse, oder am Anfang noch Nichtereignisse schaffen es einen immer wieder zum Lachen zu bringen. Für mich persönlich perfekte Urlaubslektüre, kurz, unterhaltsam und wunderbar zu lesen.

The Bees – Laline Paull

Von Henrike Ledig

Erst vor ein paar Tagen habe ich The Bees (in der deutschen Ausgabe Die Bienen) von Laline Paull quasi blind geschenkt bekommen und kann es nun schon als mein Sommerbuch des Jahres 2015 weiterempfehlen.

Wir folgen dem Lebensjahr der Protagonistin Flora 717, die in die unterste Arbeiterinnen-Kaste des streng totalitären Bienenstaates geboren wurde. Eine Warnung vorweg: Das Buch ist brutal und grausam und schreckt vor keiner eindrücklichen Beschreibung zurück. Aber so ist das Leben in einem Bienenstock eben: gnadenlos und konsequent auf das Gemeinwohl ausgerichtet. Jeder hat seine Aufgabe, die erledigt werden muss. Wer nicht funktioniert wird der Erlösung zugeführt. Ganz nach dem Credo des Schwarms: „Akzeptiere. Gehorche. Diene.“

Getragen wird alles von einem wunderschönen und absolut ungewöhnlichen Schreibstil. Wo andere Autoren mit detaillierten Bildern arbeiten, zeichnet Laline Paull den Bienenstock vor allem mit Gerüchen. Das mag am Anfang ungewohnt sein und ich habe mich gefragt, wie wohl Misstrauen oder Hingabe riechen, aber genau das ist es, was am Ende die Faszination ausmacht.

Das Buch passt schwer in ein Genre, hat aber sehr viel zu bieten. Es ist ein bisschen Fabel und ein bisschen Abenteuerroman. Ob man „The Bees“ als Metapher über Individualismus und Mut liest oder einfach das Abenteuer genießen möchte, ist eigentlich egal. „The Bees“ ist das perfekte Buch, um im Freien zu lesen, den Sonnenschein zu genießen und dabei vielleicht auch die Wesen zu beobachten, deren Überleben gerade stark gefährdet ist.

Der Architekt des Sultans – Elif Shafak

Von Anne-Mareike Täschner

16. Jahrhundert, Osmanisches Reich. Mitten im Zentrum des blühenden Orients legt der junge Inder Jahan zusammen mit einem weißen Elefanten am Hafen an. Der Elefant ist ein Geschenk seines Schahs für die Menagerie des Sultans. Jahan muss sich von nun an als Dieb zu Hofe durschlagen, doch eines Tages ändert sich alles. Der berühmte Baumeister der islamischen Welt und Hof-Architekt Sinan wählt ihn als einen seiner Meisterschüler aus. Zusammen schaffen sie prachtvolle Moscheen, Paläste, Aquädukte und Mausoleen, die alle Zeit überdauern sollen.

Jahan und sein weißer Elefant Chota durchleben mehr als 40 Jahre osmanischer Geschichte: Politische und persönliche Intrigen, eine zarte, unglückliche Liebe, Kriege, Brandkatastrophen. Man schmeckt den Blütenduft, die Parfüms des Harems, begegnet der Exotik der Menagerie und erliegt dem Aberglauben der Zeit, ihrem Zauber, ihrem Reichtum, ihrer Erbärmlichkeit, ihrer Grausamkeit, ihrer Willkür. Der Architekt des Sultans von Elif Shafak ist ein Buch über Freundschaft und zeichnet ein Bild des Orients vergangener Tage. Mehr Orientfeeling geht eigentlich nicht. Wer sich also im Sommer in exotische Welten flüchten will, sollte dieses Buch lesen!

Foto: Flickr.com/mattdwen (CC BY-NC 2.0)