Captive – Gefangen in der eigenen Wohnung

Von Andrea Kroner

Ashley (Kate Mara) befindet sich am Tiefpunkt ihres Lebens: Sie ist drogenabhängig, alleinerziehend und hat Probleme bei der Arbeit. Doch als sie als Geisel genommen wird, ändert sich alles.

Zwei Welten prallen aufeinander

Ashley weiß nicht, wie sie mit den Problemen in ihrem Leben umgehen soll. Sie möchte unbedingt eine gute Mutter sein, für dieses Ziel ist sie bereit, alles zu tun. Sie besucht sogar eine Selbsthilfegruppe. Doch sie fällt trotzdem immer wieder in alte Muster zurück und schafft es nicht, von ihrer Sucht loszukommen.

Zeitgleich bricht Brian Nichols (David Oyelowo) aus seiner Zelle in einem Gerichtsgebäude aus. Er ist wegen Vergewaltigung verurteilt. Während seiner Flucht verletzt und tötet er mehrere Menschen ohne mit der Wimper zu zucken. Wieder in Freiheit zieht es ihn zunächst zu seinem neugeborenen Sohn, doch dort kreuzt auch die Polizei bald auf. Ihm wird schnell klar, dass seine ehemalige Freundin nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte.

Deshalb fährt er ziellos weiter und stößt zufällig auf Ashley. Er bedroht sie und nimmt sie in ihrer eigenen Wohnung gefangen. Verzweifelt versucht die junge Frau zunächst, eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Doch schon bald muss sie sich mit der Situation abfinden und sich ihrem Schicksal ergeben. Nach und nach kommen sich die beiden näher – sowohl auf menschlicher, als auch auf spiritueller Ebene. Denn sie verbindet mehr, als sie glauben. Wie es mit der Geiselnahme weitergeht und ob Nichols am Ende gefasst werden kann, wird sich zeigen.

Eine wahre Begebenheit

Mit diesen Worten wollen viele Filme Zuschauer gewinnen und einen realen Bezug schaffen. Und natürlich trägt es enorm zum Spannungsaufbau bei, sich vorzustellen, dass diese Geschichte sich wirklich in ähnlicher Form zugetragen hat. In diesem Film wurden sogar die Originalnamen der Protagonisten beibehalten. Damit es noch authentischer wirkt, waren zusätzlich im Abspann weitere interessante Informationen über den Vorfall und Bilder oder Videos der Beteiligten zu sehen. Dadurch wurde das reale Geschehen sehr gut in den Film integriert.

Die Tiefe fehlt

An sich behandelt der Film ein sehr spannendes Thema: eine Täter-Opfer-Beziehung. Doch leider kratzt er an vielen Stellen nur an der Oberfläche. Besonders Hintergründe und psychologische Prozesse bleiben oft im Dunkeln. So wird für die Ermittlungen zwar der behandelnde Psychologe von Nichols befragt. Jedoch erzählt dieser nur, sein Patient behaupte, die Tat nicht begangen zu haben. Dieser interessante Punkt wird jedoch nicht näher behandelt, im Gegenteil: Danach hört man nichts mehr davon, weder von den Ermittlern, noch von Nichols selbst.

Auch die Beweggründe beider Protagonisten bleiben sehr oberflächlich. Man versteht als Zuschauer nicht, was Nichols dazu gebracht hat, jemanden zu vergewaltigen oder gar umzubringen. Aber auch Ashleys Lebensgeschichte wird nur angerissen. Man bekommt zwar einen Eindruck von ihrer derzeitigen Situation, erfährt jedoch nicht, wie es dazu gekommen ist. Deshalb gestaltet es sich im Allgemeinen als sehr schwierig, sich in die Personen hineinversetzen zu können.

Die richtige Mischung

Im Gegensatz zu den Figuren ist die Handlung in sich stimmig, da verschiedene Stränge langsam immer mehr miteinander verflochten werden. Auf der einen Seite steht Ashley, die nicht mit ihrem Leben zurecht kommt. Auf der anderen befindet sich Nichols, der vor der Polizei flieht. Dazwischen steht der ermittelnde Kommissar, der den beiden immer mehr auf die Spur kommt. Leider sind jedoch viele Ereignisse auch recht vorhersehbar, wodurch nie wirklich Spannung entstehen kann. Dennoch ist der Film an vielen Stellen unterhaltsam und berührend oder actionreich. Eine gute Mischung also, die viele Geschmäcker vereint.

Foto: Flickr.com/Joseph Morris (CC BY-ND 2.0)